Sonntag, 7. Dezember 2008
The Legend of Spyro: Dawn of the Dragon Test
Vor ungefähr zwei Jahren haben die australischen Krome Studios im Auftrag Vivendis eine Neukonzeption von Spyro gewagt. Mit „The Legend of Spyro“ sollte eine Trilogie entstehen, die das bewährte Jump & Run-Gameplay mit Rollenspiel- und vor allem Action-Elementen paart. Der besondere Clou der Reihe war der hohe Stellenwert, den die an „Der Herr der Ringe“ orientierte Hintergrundgeschichte einnahm, die vor allem mit teuren und guten Sprechern zu glänzen wusste. Nach den ersten beiden Teilen der Legend of Spyro-Reihe hat man sich allerdings zu einem Entwicklerwechsel entschieden und für den dritten Teil Entranges Libellules, die sich zuletzt für Asterix bei den Olympischen Spielen sowie die Asterix & Obelix XXL-Reihe verantwortlich zeigten, engagiert. Kann nach den ersten beiden, leider im Endeffekt enttäuschenden, Spielen der dritte Teil nun begeistern, oder erwartet den Spieler trotz neuer Entwickler ein weiteres mittelmäßiges Spyro-Spiel? Dieser Frage geht der nachfolgende Test nach.
Die Geschichte setzt wieder dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat. Spyro macht sich, ein weiteres Mal an der Seite von Cynder, der Endgegnerin des ersten Teils von The Legend of Spyro, auf, den fiesen Dunkelmeister zu besiegen. Dieser ist aus seinem Gefängnis entkommen und hat ein weiteres Mal die Welt in die Dunkelheit gestürzt. Spyro hat jedoch ein kleines Handycap: Nach einer ganzen Weile, die er in einem Bernstein eingefroren war, fehlt ihm ein beachtlicher Teil seiner Erinnerungen, die erst nach und nach im Spiel aufgefrischt werden. Die simple Geschichte, die ein wenig an Der Herr der Ringe erinnert, wird in ziemlich aufwändigen Zwischensequenzen erzählt, die mit reichlich qualitativ hochwertiger, aber fast schon lächerlich überdramatischer, Sprachausgabe versehen sind. Der Umfang der Geschichte ist wieder sehr groß, gerade gemessen an der relativen Kürze des eigentlichen Spiels und dürfte, da sie sich selbst viel zu ernst nimmt, für ältere Spieler deutlich zu überzogen sein. Jüngere Spieler sind auf Grund teilweise recht deutlicher Gewalt per USK-Siegel vom Spiel ausgeschlossen.
Die Steuerung ist der des Vorgängers sehr ähnlich, diesmal bietet das Spiel dem Spieler jedoch keine unterschiedlichen Steuerungsvarianten mehr an. Man kann ausschließlich per Wii-Remote und Nunchuk spielen. Mit dem Analogstick bewegt man Spyro wie gewohnt in alle Himmelsrichtungen und lässt ihn per A-Knopf springen. Drückt man in der Luft ein zweites Mal auf A, so macht Spyro einen Doppelsprung und hält man den A-Knopf anschließend gedrückt, so kann er dank seiner Flügelchen ein wenig schweben und so größere Distanzen überbrücken. Neu ist die Möglichkeit, mit einem dritten Druck auf den A-Knopf zu fliegen und so im Grunde beliebige Distanzen in der Luft zu überbrücken. Allerdings ist die Möglichkeit des Fluges recht eingeschränkt und so wird man die meiste Zeit auf diese Möglichkeit nicht zurückgreifen. Möchte man einen Gegner angreifen, so kann man wahlweise den B-Trigger betätigen, oder mit der Wii-Remote herumwackeln. Während man für einen Standardangriff auch auf traditionelle Steuerungsmethoden zurückgreifen kann, ist für bestimmte Angriffe die Bewegungssteuerung Pflicht. So kann man beispielsweise Gegner nach oben schleudern, indem man mit der Wii-Remote nach oben schlägt. Während diese Form der Bewegungssteuerung noch recht unproblematisch und somit besser als im direkten Vorgänger ist, stößt das Blocken schon sehr sauer auf. Wenn man das Nunchuk seitlich oder nach oben hält, blockt Spyro mit seinen Flügeln gegnerische Angriffe ab. Dabei kann er sich allerdings nicht bewegen. Im Grunde benötigt man den Block zumindest für den Großteil des Spiels nicht und so ist es sehr ärgerlich, dass man trotzdem das ganze Spiel über auf die Haltung des Nunchuks achten muss. Herumlümmeln im Sessel ist jedenfalls beim Spielen von Dawn of the Dragon keine Option.
Die Kamera kann mit dem Steuerkreuz umgestellt werden, allerdings funktioniert das leider nur selten wirklich gut und die Standardeinstellung der Kamera ist zwar nicht richtig schlecht, zeigt das Spiel aber leider doch einige Male aus einer ungünstigen Perspektive. Wie gehabt verfügt Spyro auch wieder über seine Elementkräfte, wie Feuer oder Eis, die er alle schon sehr zu Beginn des Spiels zurückerhält und mit denen nicht nur kleine Rätsel gelöst - beispielsweise indem man Pflanzen abbrennt oder elektrische Gerätschaften aktiviert - sondern außerdem Gegner in Schach gehalten werden können. Die Angriffe gehen allerdings zu Lasten einer Magie-Anzeige, die im Spiel durch das Besiegen von Gegnern und das Zerstören von grünen Kristallen wieder aufgeladen werden kann. Die Elementangriffe können mit Z und C aktiviert werden. Aus unerfindlichen Gründen wird das Pause-Menü mit dem 1-Knopf aktiviert, der recht ungemütlich zu erreichen ist wenn man die Wii-Remote senkrecht hält.
Mit von der Partie sind auch wieder verschiedenfarbige Edelsteine. Besiegte Gegner können drei verschiedene Arten von diesen Edelsteinen fallen lassen: rote, grüne und blaue. Rote Edelsteine füllen die Lebensenergie von Spyro wieder auf, grüne Edelsteine füllen Spyros Magie-Leiste, die er für seine Atemangriffe benötigt, und blaue Edelsteine erhöhen seine Erfahrungswerte. Mit diesen Erfahrungspunkten kann man seine Atemangriffe verstärken, um so einen Vorteil im Kampf zu erzielen. Hat man genug blaue Edelsteine gesammelt, so kann man im Pause-Menü den Atem der Wahl aufwerten. Teilweise kann man diese Edelsteine auch einfach so in der Welt einsammeln, wenn sie in großen Kristallen zusammengeschmolzen sind, die sich per Standardangriff zerstören lassen. Das Leveldesign ist weiterhin sehr linear und man wird entlang der Story-Pfade immerzu von A nach B geschickt. Dabei wurde der Jump & Run-Anteil im Vergleich zum Vorgänger ein Stück weit erhöht, ohne dass das jedoch für Neulinge im Genre ein Problem wäre. Wenn man irgendwo herunter fällt, verliert man keine Energie und muss einfach nur einen kleinen Weg noch einmal auf sich nehmen. Außerdem sind die Sprünge ohnehin alles Andere als schwierig, da sie keine punktgenauen Landungen erfordern und mit dem Flug ungünstige Sprünge meist noch gerettet werden können. Einzig, dass man Lianen entlang klettert, indem man A und B gemeinsam drückt, ist etwas ungünstig, da, wenn man zu früh im Flug B drückt, der Drache senkrecht nach unten rast. Man hätte auch schlicht wie in den meisten Spielen dieses Genres automatisch nach Lianen greifen können.
Der Fokus des Leveldesigns liegt allerdings weiterhin auf dem Kämpfen. Das Kampfsystem ist allerdings völlig simpel und die Gegner enorm einfach. Wo der erste Teil der Reihe noch wesentlich zu schwierig war, der zweite Teil schon einen Tick zu leicht, ist der dritte schlichtweg ein Spaziergang. Die Kämpfe besitzen keinerlei Tiefe und bedenkt man, dass man sicherlich die Hälfte der Zeit, in der man wirklich die Kontrolle über das Spiel hat, kämpft, so ist das schon etwas ärgerlich. Etwas prominenter sind in diesem Spiel kleinere Rätsel vertreten, die über die Atemtechniken oder das Betätigen von Schaltern zu lösen sind. Die Rätsel sind allesamt ziemlich trivial, aber nichtdestotrotz eine willkommene Abwechslung. Eine nette Idee ist, dass man im Spiel jederzeit zwischen Spyro und Cynder wechseln kann. Cynder spielt sich zwar im Grunde genauso wie Spyro, hat aber vier eigene Elementangriffe und einen stärkeren Fokus auf Magie als auf Lebensenergie. Der Drache, den man jeweils nicht spielt, wird vom Computer übernommen. Hat man einen Freund, der das Spiel mit einem spielen möchte, kann man es löblicherweise auch mit ihm zusammen spielen, jeder übernimmt dann die Kontrolle über einen der beiden Drachen. Das erhöht den Spielspaßfaktor schon merklich und plötzlich stört einen das inspirationslose Leveldesign und das recht eintönige Gameplay schon deutlich weniger. Am sehr niedrigen Umfang von etwa 10 Stunden und dem ohnehin schon niedrigen Schwierigkeitsgrad ändert es jedoch nichts.
Die Grafik wurde, da dieses Mal erstmals der Fokus auf den neuen Konsolen lag, im Vergleich zu den Vorgängern merklich verbessert. Alle Charaktere wirken ein gutes Stück detaillierter und die Animationen sind runder. Auch die Umgebungsgrafik wurde verbessert und so wirkt die Grafik deutlich lebhafter, wenn auch teilweise ein wenig skurril. Das Spiel setzt nämlich wie bereits angedeutet auf einen eher düsteren Fantasy-Look, obwohl der Hauptcharakter der Prototyp eines Knuddeldrachen ist. Natürlich kann das Spiel technisch in keiner Weise mit den wirklich ansehnlichen Xbox 360- und PlayStation 3-Versionen mithalten, aber man merkt deutlich, dass die Entwickler sich alle Mühe gegeben haben, die Präsentation auch auf der Wii so gut wie möglich zu gestalten. Leider leidet die Framerate gelegentlich gerade in großen Kämpfen unter Aussetzern. Ansonsten ist die Grafik aber makellos. Auch die Musik ist sehr gut gelungen, ist gut anzuhören und passt ebenfalls gut zur Atmosphäre. Die Sprachausgabe ist, wie bereits angesprochen, zwar überdramatisiert, aber qualitativ sehr gut und selbstverständlich komplett Deutsch.
ei The Legend of Spyro: Dawn of the Dragon tut es einem wirklich Leid, im Endeffekt nur eine durchschnittliche Wertung geben zu können. Man merkt deutlich, wie viel Aufwand das Spiel den Entwicklern wert war und das Spiel kann auch durchaus Spaß machen, aber leider ist das Gameplay wie bei den Vorgängern zu abwechslungsarm und das Leveldesign zu einfallslos. Kleine Probleme mit der Steuerung kommen hinzu und so kann man The Legend of Spyro: Dawn of the Dragon eigentlich nur den Spielern empfehlen, die auch die anderen beiden Teile der Trilogie gespielt und gemocht haben.quelle:games-news.de
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