rafik mit Lizenz – schon wieder
Das erste kleine Aufstöhnen unsererseits gibt es bereits bei der Bildschirmmeldung „powered by Unreal-Engine“. Nicht, dass die Grafik-Engine von Epic nicht durchaus ansehnliche Landschaften auf den Bildschirm zaubern kann (indizierte Shooter beweisen es), in 90% der Fälle nutzen die Entwickler das Potenzial der Engine einfach nicht aus und zudem sehen alle Spiele mit der Engine relativ ähnlich aus. Schon nach wenigen Minuten bestätigt sich unserer Eindruck, dass die Grafik wahrlich keine Stärke des Spieles ist. Typisch für eine lieblose Ausnutzung der Unreal-Engine wirken die menschlichen Körper aufgedunsen, der Detailgrad ist enttäuschend und die Farben passen einfach nicht. Das gilt für alle drei getesteten Systeme, wobei die PC-Fassung in Nuancen besser aussieht, da die Texturen hier nicht so stark flimmern. Würde man bei Rise of the Argonauts ohne Hintergrundwissen mitten ins Spiel einsteigen, würde so mancher wahrscheinlich sogar fragen, was das für ein PS2-Actionspiel sei. Selbst ein God of War 2, welches nun wahrlich ein ähnliches Setting aufweist, sieht als Gesamtwerk auf der alten Sonykiste besser als Rise of the Argonauts in HD-Auflösung aus. Dazu gesellen sich im Spielablauf arge Performanceschwankungen und Kameraprobleme, die die Grafiknote noch weiter in die Tiefe drücken.
Rise of the Argonauts tritt als Action-Rollenspiel an. Wer jetzt an Diablo oder Titan Quest denkt, liegt allerdings ziemlich falsch. Vielmehr ist Codemasters Titel ein Action-Hack&Slay mit kleinem Rollenspielpart. Dieser sieht so aus, dass ihr euren Helden, den berühmten Jason, in seinen Fertigkeiten Rollenspiel-like verbessert. In den zahlreichen Kämpfen sammelt ihr dafür für eure Taten Auszeichnungen, etwa wenn ihr eine bestimmte Zahl von Feinden besiegt habt, und opfert dieses Auszeichnungen schließlich einem von vier Göttern. Als Belohnung ist es euch dann erlaubt, Punkte in einem Fertigkeitsbaum zu verteilen, der bei jedem der Götter andere Boni oder Fähigkeiten liefert. Wirklich spektakulär ist das Ganze nicht, störend sind vor allem die unübersichtlichen Menüs. Im weiteren Spielverlauf mag das Aufleveln des Helden zwar durchaus motivieren, doch letztlich bot auch ein God of War 2 derartige Spielereien, wenn auch nicht ganz so tiefgreifend.
Wo ist denn hier das Rollenspiel?
Auf ein Inventar verzichtet Rise of the Argonauts ebenso wie auf das Sammeln neuer Rüstungsteile. Stattdessen verdient ihr euch durch das Erledigen von Quests neue Waffen oder bessere Schilde, die automatisch das schlechtere Objekt ersetzen. Leider führt das Spiel kein Questlog, so dass ihr oft recht mühsam die ganzen NPCs in der Landschaft ansprechen müsst, damit ihr neue Aufträge erhaltet. Aufgrund der Belohnungen rentiert es sich durchaus, alle Nebenaufträge zu absolvieren. Ob das Ganze euch allerdings auch Spaß macht, steht auf einem anderen Blatt. Das Herumlaufen in den oft weitläufigen, aber langweilig gestalteten Arealen war für uns sehr schnell ermüdend, allein schon der Tempel ganz am Anfang ist ein Musterbeispiel schlechten Designs. Wir haben uns fast dusselig gesucht, um den Ausgang zu finden. Die Missionen selbst laufen meist auf typische Rollenspielaufgaben hinaus, sprich ihr müsst bestimmte Gegner töten oder ein Objekt von A nach B bringen. Letzteres erfordert viel Lauferei.
Große Stärke: Die Kämpfe
Die Kämpfe sind packend inszeniert und spielen sich auch recht ordentlich. Ihr könnt blocken oder zwei verschiedene Attacken zu Kombos zusammenführen. Außerdem dürft ihr auch mitten in der Schlacht die Waffe wechseln, etwa von Speer zu Schwert oder Hammer. Jede Waffe verfügt weiterhin über Spezialmanöver, für die ihr die Waffe aber erst mit ein paar guten Schlägen aufladen müsst. Da ihr leider keinen Feind direkt anvisieren könnt, haut ihr die meiste Zeit relativ ungenau einfach in die Gegnermenge. Auffallend ist die Darstellung der Gewalt, denn Jason teilt mit seinem Schwert schon mal einen Körper in zwei Stücke oder zerschlägt mit dem Hammer den Kopf des Gegners, selbst in der deutschen Version. Wirklich nötig wäre diese Gewaltdarstellung sicher nicht gewesen, besonders die Zeitlupensequenzen, in denen das Blut förmlich aus den Körpern spritzt, sind überflüssig, untermalen aber andererseits das brutale Szenario und erinnern an den Film 300, bei dem es ja auch nicht zimperlich zu Werke geht.
Wir wollen kämpfen, nicht labern!
Wären nur die Kämpfe, Rise of the Argonauts wäre ein nettes Hack&Slay mit interessantem Setting. Leider haben sich die Entwickler aber zur Aufgabe gesetzt, auch die Story nicht zu kurz kommen zu lassen. Das ist natürlich an sich kein Verbrechen und wird von uns normalerweise positiv aufgefasst, doch die Umsetzung hat einfach ihre Schwächen. Die Dialoge mit den NPCs sind einfach viel zu ausufernd und nichtssagend. Da hilft es auch wenig, dass ihr wie in Mass Effect manchmal bestimmte Dialogoptionen wählen dürft. Absolut grottig ist übrigens die deutsche Sprachausgabe. Persönlich halte ich hier ja wirklich viel aus und bin über jede deutsche Synchronisierung froh, doch Rise of the Argonauts dürfte die wohl schlechteste Synchronisation des Jahres aufweisen. Natürlich geht hierdurch viel Atmosphäre verloren, wenn ihr nicht gerade die englische Sprache auswählt. Aber auch abseits der Vertonung passt das Verhältnis zwischen Action und Gerede einfach nicht, zumal die Story trotzdem langweilig präsentiert wird und ihr euch kaum mit dem Helden identifizieren könnt. Besonders der Beginn ist dermaßen amateurhaft und mit vielen Klischees belegt, dass ihr den Kauf sehr schnell bereut.
Alles in allem passt das Gameplaykorsett von Rise of the Argonauts einfach nicht: Auf der einen Seite langweilige Dialoge, dann wieder knackige Action, die auf Dauer aber auch eher öde wird sowie in Sachen Abwechslung mit einem God of War 2 bei weiten nicht konkurrieren kann und zuletzt ein Rollenspielpart, der dem Genrebegriff kaum gerecht wird. Somit können wir das Spiel eigentlich niemandem so richtig empfehlen, immerhin ist der Titel beim Speichersystem sehr fair. Nach jedem Gefecht wird automatisch gesichert, eine sinnvoll nutzbare Übersichtskarte haben die Entwickler dagegen dummerweise (Zeitdruck?) vergessen.
Noch ein Wort zu den unterschiedlichen Systemen. Inhaltlich und zum Großteil technisch nehmen sich PC-, PS3- und 360-Version nichts. Auf der Xbox 360 erwarten euch teils nervige Framerate-Einbrüche, auch sieht das Geschehen einen kleinen Tick schlechter als auf dem PC aus. Die Steuerung geht aber gut von der Hand, der Joypad wirkt jedenfalls nicht überbelegt. Nervig ist aber auch hier die teils lästige Kamera samt Übersichtsproblemen.
quelle:demonews.de
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